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Mach Dir mal nen schönen Tag und geh...

ins Krankenhaus!...

Gesagt, getan, am 6.4. fand ich mich in der Havelklinik in Berlin-Spandau zur ambulanten OP ein.
Anlass war ein ominöser Knubbel an meiner rechten Wade, von dem ich immer völlig überzeugt behauptet hatte, es sei eine Krampfader. Nur, irgendwann fing das Biest an, immer wieder mal tierisch weh zu tun, als würde einem jemand eine Stricknadel ins Bein rammen... nicht so schön. Also ging ich im letzten Jahr im Juni zur Varizenschau... ach nein, Venensprechstunde.

Dort kam dann die erstaunliche Diagnose, dass ich keine Krampfadern habe.. hätte ich nach über 35 Jahren in stehenden Tätigkeiten nicht erwartet.. Der Knubbel stellte sich als.. "Naja.. hm.. können wir so nicht sagen, es könnte ein.. ist nicht eindeutig. Wir empfehlen, rausschneiden und einschicken, dann wissen wir es." Punkt.

Ich könne jederzeit einen Termin vereinbaren oder auch zu einem niedergelassenen Chirurgen gehen wurde mir noch mit auf den Weg gegeben, ich könne es mir ja überlegen. Das hab ich dann auch getan, fast ein Jahr lang.. Aber da das Biest immer häufiger wehtat, hab ich dann im März endlich mal einen Anlauf gemacht und bekam auch relativ zeitig einen Termin. Ein Monat Wartezeit ist gut für diese Klinik, sie ist sehr beliebt.

Da nur eine örtliche Betäubung geplant war, hatte ich zumindest gefrühstückt und mir ein Notversorgungspaket gepackt, damit ich im Krankenhaus nicht darben muss. Und natürlich ausreichend Lesestoff, damit es nicht langweilig wird. Besonders letzteres war eine weise Entscheidung, um 8 Uhr sollte ich mich einfinden, um 10:15 Uhr gings dann endlich in den OP. 

Aber zunächst fand ich mich erst mal auf der Station ein, zur Anmeldung. Die erste Amtshandlung des Pflegers, der die Aufnahme durchführte, war, mir einen Plastikstreifen mit meinen persönlichen Daten ums rechte Handgelenk zu kleben. Da erntete ich schon den ersten irritierten Blick, denn auf seine Frage, ob mich das Ding stören würde, sagte ich, solange er mir keinen Zettel an den großen Zeh hinge, wär alles ok.

Dann zeigte er mir Zimmer und Bett, wobei letzteres mich doch eher an eine Bahre erinnerte.. Sehr schmal, steinhart und relativ hoch. Ein kleidsames Flügelhemd, eine entzückende grüne OP-Haube sowie ein aufregender Netz"string" lagen schon bereit. Dazu reichte mir der Pfleger noch Plastikfüsslinge "falls ich im OP laufen muss" (Hä?) und eine Inkontinenzeinlage von der Größe eines Tischsets... die müsse ich "einlegen". Und mich sofort umziehen, denn es ginge sicher gleich los.. Dann entschwand er höflicherweise.

Ich warf mich also in Schale, wobei ich Haube und Füsslinge erstmal wegließ, rang eine Weile mit dem Tischset und setzte mich dann aufs Bett zum Lesen. Innerhalb kürzester Zeit tat mir so der Hintern weh, dass ich mich dann doch hingelegt habe.

Wenig später kam ein weiterer Pfleger herein, nach höflichem Anklopfen, und teilte mir mit, ich müsse noch mal zur Anmeldung, es müsse "noch etwas gemessen werden". Hä? Völlig perplex sah ich an mir herunter und musterte mein OP-Outfit, daraufhin meinte er nur. "Ziehen Sie sich am besten einen Pulli drüber.".. Ja, nee, is klar. ich geh im Flatterhemd, hinten offen, mit nackten Beinen und Crocs an den Füßen nach unten an den Empfang, wo steter Publikumsverkehr ist.. also den ganzen Ornat wieder abgelegt, Jeans, T-Shirt und Crocs angezogen und runtermarschiert. Dort wurde mit grünem Edding auf meinem Bein herumgemalt, dann noch mal ein Ultraschall gemacht um die Abmessungen des Biests (Aha!) festzustellen und zeitgleich eine Ratestunde über den möglichen Befund mit zwei offenbar sehr frischen Assistenzärztinnen veranstaltet. War sehr lustig, einen Teil der Fachausdrücke hab ich sogar verstanden, weil ich mich beruflich zeitweise mit medizinischem Vokabular befassen musste. Zu einem endgültigen Ergebnis sind sie aber nicht gekommen. Also kehrte ich weiterhin unwissend ins Zimmer zurück.

Aber endlich war es dann soweit, ich durfte von der Bahre in den Rollstuhl steigen, ein eindeutiger Fortschritt. Dann ging es in den Keller zum OP. Irgendwie musste ich unterwegs wieder an die Sache mit dem Zettel am Zeh denken.
Im OP angekommen, durfte ich mich nach einer freundlichen Begrüßung mit Händedruck vom Chirurgen auf den OP-Tisch schwingen und auf den Bauch legen. War schon ein komisches Gefühl, um mich herum wuselten die Ärzte, eine der Assistenzärztinnen assistierte (haha) während der OP. Mein Bein wurde orange angemalt zur Desinfektion, und dann kam die Spritze zur Betäubung. Die tat weh, richtig weh. Zumindest dachte ich das, bis mir die Assistenzärztin eine Braunüle in die Handvene legte.. DAS tat dann richtig weh..

Die OP selbst dauerte nicht lange, ich schätze mal 30 Minuten mit allen Vorbereitungen. Danach durfte ich wieder in den Rollstuhl klettern, wurde zurück ins Zimmer chauffiert und hievte mich wieder auf meine Bahre. Dort verdöste ich dann den Rest der Wartezeit, bis die Assistenzärztin ins Zimmer schwebte, kontrollierte ob die Wunde nachblutete und mir dann verkündete, ich könne heim. Wunderbar, der Pfleger rief schon mal den Göttergatten an, damit er mich abholt, während ich in meine Sachen stieg. 

Leider stellte sich dann heraus, dass meine Krankenkassenkarte irgendwo zwischen Aufnahme und OP verloren gegangen war, eine eilige Suche brachte kein Ergebnis. Heute kam der Anruf, dass sie gefunden wurde, in der Rückentasche des Rollstuhls, mit dem sie mich in den OP und zurück gekarrt hatten.

Fazit: Bis auf kleine Verwirrungen fand ich das Krankenhaus wirklich toll, die Ärzte und Pfleger/innen sind alle sehr nett, höflich und entspannt. Man hört kein böses Wort, es ist überhaupt keine Hektik, das einzig laute Geräusch was ich hörte war Gelächter. Ich kann die Havelklinik also nur empfehlen, wenn man in deren Fachbereichen behandelt werden muss.

Nickname 08.04.2016, 19.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Barbara

Wunderbar, dass Du alles so gut überstanden hast. Und soooo lange auf dem Bauch liegen macht aber auch keinen Spaß, oder?

Ich wünsche Dir weiter gute Besserung.
mach schön langsam.

Knuddelchen an alle.
Ich drück Dich
Alles Liebe
Barbara

vom 13.04.2016, 12.40
Antwort von Nickname:

Ja, war ja nur ein kleiner Eingriff. Aber nu hab ich ne Falte in der Wade, mal was anderes. *g* Langsam? Kann man das essen? Kenn ich nicht...
Alles Liebe
Tamara
2. von Liz

Ich wünsch Dir noch von Herzen gute Besserung!! engel

vom 10.04.2016, 13.36
Antwort von Nickname:

Vielen Dank. :)
1. von Josi

So etwas in der Art droht mir dieses Jahr dann auch. Beide Füße. Hoffe mal, dass die hier auch so "nett" sind und nicht den knurrigen Friesen raushängen lassen.

GLG Josi

vom 08.04.2016, 19.32
Antwort von Nickname:

Hallo Josi,
dann drück ich mal beide Daumen, dass alles gut geht und keiner knurrt. Friesen kenn ich nur in Schwarz mit langen Fesselbehängen. *g*
Liebe Grüße
Tarmara
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